Ein Schneider mit Schere und Maßband, in kurzen roten Hosen, einem Mantel und einem gelben Schal über der linken Schulter. Selbstbewusst, ja stolz steht er im Mittelpunkt des Bildes. Diese Haltung deutet darauf hin, dass er entweder bei einer europäischen Familie oder am Hofe von Tanjore angestellt war. Auch die Frau trägt einen wesentlich kostbareren Sari als die des Schneiders von der Malabarküste, und dies unterstützt die Vermutung, dass der Schneider eine höhere Stellung bekleidete. Der Maratha-Schneider ist allerdings kein Muslim, sondern ein Hindu und Anhänger des Shiva. Gewisse Berufe übersprangen also religiöse und auch kastenbedingte Schranken, womit wieder einmal deutlich wird, dass die Vorstellung vom absoluten, statischen Gesellschaftssystem Indiens nicht den Tatsachen entspricht. (Werner Kraus)
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