Die Tierdarstellung auf dem hier gezeigten Geweihmeißel ist die schemenhafte Darstellung eines Wildpferdes. Der eiszeitliche Künstler nutzte die gesamte Fläche des Meißels für das Bild aus. Der Kopf des Pferdes ist zum Meißelnacken hin orientiert. Die Rückenlinie liegt fast auf der obersten Kante der Längsseite auf. Die Beine reichen knapp auf die Kante der unteren Längsseite.
Das Kunstwerk gehört zum umfangreichen Inventar der Kniegrotte, einer Höhle im Zechsteinmassiv über dem Gamsental bei Döbritz, Saale-Orla-Kreis, am Nordrand des Thüringer Schiefergebirges. Die eiszeitliche Station aus der Endphase der letzten Eiszeit (Dryas I) wurde bereits 1930 - 1938 durch den Laienforscher M. Richter ausgegraben. Die in der Hauptfundschicht der Höhle gefundenen Feuersteingeräte und Knochen gehören zum Magdalenién und wurden radiometrisch in den Zeitraum zwischen etwa 14 400 und 13 350 v. Chr. datiert.
Bildliche Darstellungen gehörten seit dem Beginn der jüngeren Altsteinzeit zum Spektrum der uns überlieferten Lebensäußerungen der Menschen der Eiszeit. Überwiegend wurden zweidimensionale Bildwerke geschaffen, die meist in verschiedenen Materialien eingraviert wurden. Daneben gibt es auch aus der jüngeren Altsteinzeit Thüringens eine ganze Reihe plastischer menschlicher Darstellungen, während Plastiken von Tieren bisher weitgehend fehlen.
de