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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Stichbandkeramik-Kultur (4.900-4.600 v. Chr.)

Stichbandkeramik-Kultur (4.900-4.600 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Linienbandkeramik-Kultur verliert zum Ende ihr einheitliches Gepräge. Es entstehen zahlreiche regionale Gruppen. In Böhmen formierte sich die Stichbandkeramik-Kultur, die sich in einem weiteren Schritt Elbe abwärts nach Mitteldeutschland ausdehnte und sich letztlich in verschiedene Gruppierungen spaltete. Der Kulturwechsel war vorrangig von bereits ansässigen Bevölkerungen getragen, die lediglich auswärtige Impulse aufgriffen. Auch die Stichbandkeramik ist nach der charakteristischen Gefäßverzierung benannt: Mit mehrzinkigen Stempeln wurden bevorzugt Winkelbänder in den noch feuchten Ton eingestochen.<br>
Eine bauliche Besonderheit sind konzentrische Palisadenringe mit vorgelagerten Kreisgräben. Die Anlagen hatten einen Durchmesser von 60 bis 150 m; ihre Innenfläche blieb unbebaut. Indem Tore und Wandlücken häufig Sichtachsen für die Beobachtung der Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen und Gestirnkonstellationen boten, kann man von Sakralbauten und Versammlungsstätten mit zumindest teilweise astronomischen Bezügen ausgehen.<br>
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Bestattungssitten<br>
Brand- und Körperbestattungen waren gleichermaßen bekannt. Die Beisetzung erfolgte in flachen Erdgräbern mitunter innerhalb, meist aber nahe der Siedlung. Grabbeigaben zeugen vom Glauben an ein jenseitiges Weiterleben. Die Leichenbrände wurden in die Grabgrube geschüttet oder dort in Gefäße gefüllt. Die Leichname wurden überwiegend in Hockhaltung, mit dem Kopf im Osten auf die linke oder rechte Körperseite gelegt.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Die Siedlungen befanden sich in der Nähe von Bächen und kleinen Flüßen; bevorzugt in der Zone zwischen Aueboden und der leicht zu beackernden Schwarzerde. Der Standort sollte vor Wind und Hochwasser geschützt sein. Die Wohnhäuser konnten Längen von über 40 m erreichen, bei einer Breite von sieben bis acht Metern. Anfänglich besaßen sie rechteckige, in den späteren Phasen trapezförmige Grundrisse mit ausbauchenden Langwänden. Die Pfostenreihen standen nicht so eng wie bei den linienbandkeramischen Konstruktionen, so daß diese Häuser weiträumiger waren. Der vorherrschenden Windrichtung angepasst, waren die vierschiffigen Pfostenbauten Nordwest-Südost orientiert. Sie hatten ein mit Schilf oder Rinde gedecktes Satteldach und Wände aus Flechtwerk mit Lehmbewurf. Neben diesen Hallenbauten gab es kleinere Pfostenhäuser und Grubenhütten. Mancherorts gab es Dorfumwehrungen mit geradezu bastionsartigen Toren.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Frühe Jungsteinzeit/Frühneolithikum (5.450-3.950 v. Chr.) [47]

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