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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Salzmünder Kultur (ca. 3.400-3.100 v. Chr.)

Salzmünder Kultur (ca. 3.400-3.100 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Salzmünder Kultur war eine kleine, jedoch sehr spezielle Regionalgruppe innerhalb der Trichterbecherkulturen.
Sie ist aus der Baalberger Kultur hervorgegangen. Ihre Verbreitung bleibt hauptsächlich auf den Raum an mittlerer und unterer Saale beschränkt. Vereinzelte Ausläufer sind auch in Sachsen und Thüringen nachzuweisen. Offenbar wich diese Kulturgruppe vor südwärts vorrückenden Gemeinschaften der Tiefstichkeramik und der Walternienburger Kultur allmählich zurück. Der Namen gebende Erstfund stammt aus Schiepzig, einem Ortsteil von Salzmünde.

Bestattungssitte
Die Verstorbenen wurden in gehockter Seitenlage bestattet. Selten erfolgte die Beisetzung separierter Körperteile. Bemerkenswert sind die variantenreichen Grabbauten, die sowohl auf Gräberfeldern als auch in Siedlungen angelegt sein konnten. Üblich war die Einzelbestattung, meist in Flachgräbern, gelegentlich in Hügelgräbern. Die Grabgruben konnten mit Steinplatten oder einer Pflasterung aus Geröll, Muscheln oder Scherben ausgekleidet sein. Das Beigabeninventar war dagegen spärlich und beschränkte sich meist auf ein Keramikgefäß. Die Toten konnten aber auch in runden Gruben innerhalb einer Packung aus Steinen, Keramikscherben und verbrannten Hauswandteilen liegen (Scherbenpackungsgräber). Bei diesen Befunden handelt es sich vermutlich um Reste umfangreicher Opferzeremonien

Hausbau und Siedlungswesen
Die Kenntnisse über Siedlungsstrukturen und Hauskonstruktionen sind noch unzureichend. Inzwischen sind von zwei Fundorten Grundrisse von Pfostenhäusern mit 10-12 m Länge und 5-6 m Breite bekannt. Erkennbar ist, dass die Menschen der Salzmünder Kultur nicht immer in offenen Siedlungen leben wollten. Denn neben frei zugänglichen Wohnstätten gab es auch Höhensiedlungen mit gewaltigen Umwehrungen, bestehend aus Gräben und Palisaden. Der bekannteste und am besten erforschte dieser Plätze ist das eponyme, ca. 40 ha große Erdwerk von Salzmünde. Solche Plätze dienten sicherlich als Zentralorte im Siedlungsnetz. Ihre Befestigung war wohl eine Reaktion auf die Expansion nördlich benachbarter Kulturgruppen.

Besonderheit
Die Salzmünder Kultur zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Sachkultur aus. Dazu gehören in großem Umfang Ritualgeräte, wie beispielsweise die bekannten sogenannten Prunkäxte oder die Tontrommeln. Diese und viele Gefäße tragen klar erkennbar Symbole. Ein solch ausdifferenziertes neolithisches Zeichensystem ist einmalig in Mitteleuropa. Daneben gibt es sogar szenische Darstellungen auf Gefäßen. Andererseits gewähren auch die Befunde der Salzmünder Kultur, insbesondere vom Ritualplatz Salzmünde selbst, bislang beispiellose Einblicke in Ahnenverehrung, Schädel- und Fruchtbarkeitskult sowie weiteres hochkomplexes Ritualgeschehen.


© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Mittlere Jungsteinzeit/Mittelneolithikum (3.950-2.700 v. Chr.) [87]

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