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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Michelsberger Kultur (ca. 4.300-3.400 v. Chr.)

Michelsberger Kultur (ca. 4.300-3.400 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Michelsberger Kultur war ein Zusammenschluss verschiedener Gruppen mit teilweise gleichartigem Sachbestand und Brauchtum. Offenbar spielte auch das Rind eine Sonderrolle im wirtschaftlichen und religiösen Leben.<br>
In Sachsen-Anhalt zeigt das Verbreitungsbild der Michelsberger Kultur nur wenige punktuelle Ausläufer im Westen des Landes.<br>
Eigentümlich für diese Kulturerscheinung sind Graben-Wall-Palisaden-Anlagen mit unbebautem Innenraum. Wegen der vielen Tore, oftmals lückenhafter Umfriedung und der ungünstigen Lage im Gelände erscheinen sie nicht wehrhaft. Auf diesen Arealen wurden wiederholt ganze Leichname und Körperteile bestattet, mehrfach auch mit Rinderknochen vermischt. Offenbar waren dies sakrale Orte. Die Hauptgebiete lagen in West- und Süddeutschland, Nordostfrankreich, Belgien und den Südniederlanden. Beim Erschließen neuer Lebensräume in Norddeutschland drangen Gemeinschaften dieses Formenkreises bis zur Saale vor. Dort grenzten sie sich von den nördlich benachbarten Trichterbecherleuten und von den östlich beheimateten Gemeinschaften der Baalberger Kultur ab. Importierte Feuersteinsorten aus fränkischem Jura legen nahe, dass die hiesigen »Michelsberger« Kontakte innerhalb ihres Kulturkreises hielten.<br>
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Bestattungssitte<br>
Beisetzungen dieses Kulturkreises sind im gesamten Verbreitungsgebiet selten und fehlen bisher in Sachsen-Anhalt. Eine regelhafte Bestattungssitte ist nicht erkennbar, denn in den Gräbern finden sich ganze Skelette wie auch einzelne Gebeine. Eine bestimmte Ausrichtung der Körper erfolgte nicht. Auch in einfachen Gruben und Gräben von Erdwerken wurden Menschenknochen niedergelegt, häufig mit Tierknochen - zumeist Rind - vermischt. Einheitlich ist lediglich der weitgehende Beigabenverzicht.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
In ihrem Hauptverbreitungsgebiet siedelten die Michelsberger Gemeinschaften vorwiegend auf fruchtbaren Lößböden. Die ehemaligen Wohnplätze geben sich vor allem durch beutelförmige Siedlungsgruben zu erkennen. Aussagekräftige Hausgrundrisse sind auch aus Mitteldeutschland kaum belegt. Vereinzelt nachgewiesen sind Grubenhäuser, die in Hanglagen eingetieft wurden.<br>
In Nord- und Ostfrankreich scheint es Langhäuser gegeben zu haben. In einigen Regionen, so etwa in Thüringen, sind zumindest teilweise befestigte Höhensiedlungen fassbar, die auf unruhige Zeiten schließen lassen.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Mittlere Jungsteinzeit/Mittelneolithikum (3.950-2.700 v. Chr.) [87]

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