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Stiftung Händel-Haus Halle Bilder- und Graphiksammlung [BS-III 113]
Porträt John Taylor (1703-ca. 1772) (Stiftung Händelhaus, Halle CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Händelhaus, Halle (CC BY-NC-SA)
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Porträt John Taylor (1703-ca. 1772)

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Beschreibung

Das Blatt zeigt das Porträt (Brustbild) des englischen Chirurgen und Augenarztes John Taylor in einem ovalen, mit überwiegend floralem Schmuck umgebenen Rahmen. Darunter ist eine Texttafel mit Familienwappen gestellt, vor der eine Reihe von Büchern und ungebundenen Schriftseiten wie zufällig, doch auffallend lesbar und dekorativ angeordnet sind. Zu erkennen sind die Ortsnamen Basel, "Leige" (wohl Liège = Lüttich) und Köln, wo der Abgebildete zu akademischen Ehren gekommen ist, sowie Titel wissenschaftlicher Publikationen.
Taylor war seit 1736 Augenarzt am Hof George III., reiste aber trotzdem noch jahrzehntelang als selbsternannter "Chevalier" und sich geschickt vermarktender Wunderheiler durch England und Europa. Zwar erlangte er durch wissenschaftliche Studien die Erkenntnis, dass erhöhter Augendruck die Ursache des Glaukoms ist, doch wie er seine Misserfolge bei der Behandlung von Augenkrankheiten mit rhetorischem Aufwand zu vertuschen wusste, weist ihn als Scharlatan aus. Zur Operation des "Grauen Stars" beherrschte er noch nicht die in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Festland gerade aufgekommene Technik der Linsenextraction. Wenn Wundinfektionen nach seinem "Starstechen" vielleicht sogar zum Tod führten, war er längst weiter gereist und nicht mehr am Ort.
Als das Gemälde des schottischen Malers Denune, selbst Sohn eines Arztes, und der wie ein Werbebild wirkende Kupferstich Coopers d.Ä. entstanden, waren Bach und Händel noch nicht zu Patienten (und Opfern) Taylors geworden. Händel belastete seit 1751 eine zunehmende Sehschwäche. Nachdem ihm schon zwei Ärzte nicht hatten helfen können, kam es im August 1758 zu einer Begegnung mit Taylor im Badeort Tunbridge Wells. Nach dem Starstechen feierte dieser wie üblich öffentlich seinen angeblichen Erfolg. Doch es war (wie auch 1750 bei Bach) nur kurzzeitig zu einem schemenhaften Sehen gekommen. Erst in seiner Autobiographie 1761 gab Taylor zu, die Wiedererlangung von Händels Sehkraft nicht erreicht zu haben.
Innerhalb der Druckplatte hart beschnittenes Blatt ; Auflösung des lat. Textes: links: „Joan Taylor Eques, | Med[icinae] Doct[or,] Imp[eratorum,] Reg[um] et | Princ[ipum] plur[imorum] Ophthalmiater | plurimarumque Acca= | demiarum [sic] Socius“; rechts: „En Virum Scientia medica | insignem totaque Europa | celebrem, | Qui coecis innumeris [erg.: visum] restitu= | endo se totum bono publico | consecrat“ [Hier ist ein durch seine ärztliche Wissenschaft ausgezeichneter, in ganz Europa berühmter Mann, der unzähligen Blinden das Augenlicht wiedergibt, dadurch sich ganz dem öffentlichen Wohl weiht.] ­– Ein sehr ähnliches (wohl auf dem hier beschriebenen aufgebauten) Blatt mit weiteren Textinhalten, aber ohne Wappen, befindet sich im British Museum (Reg.-Nr. Bb,1.236).

Signatur: links: W. De Nune Pinxit. rechts: R. Cooper Sculpsit.

Beschriftung: Links neben dem Wappen: „Joan Taylor Eques, | Med: Doct: Imp. Reg: et | Princ: plur: Ophthalmiater | plurimarumque Acca= | demiarum Socius.“ Rechts: „En Virum Scientia medica | insignem totaque Europa | celebrem. | Qui coecis innumeris restitu- | endo se totum bono publico | consecrat.“ ; darunter ein Stapel Blätter, das oberste zeigt lesbar: “Coll. of the Opinions of the Univerties. on his Operations &c. Sents. of the Univty. of Basle in Swizd. Oct: 26. 1734 when admitted Doctr. of Phys. ... Leige Ap. 20 1735 ... Cologn. May 2. 1735 both in Germany ... Coimbra Sep. 9th. 1738 in Portugal &c.”, davon halbverdeckt durch seine englische Buchausgabe von “Mechanism of the Eye” (1727) mit der Aufschrift “QUI DAT VIDERE DA VIVERE” [„Wer das Sehen schenkt, schenkt das Leben“], daneben von ihm verfasste Bücher mit verschiedenen Titeln sowie ein Blatt mit dem Text: „Lectures | On the Means of Preserving | Sight and on the Nature & | Method of Removing the | Several defects of it | call’d Weakness of Sight: | In a Stile design’d to be under- | stood by the Ladies, for whom | they were chiefley intended.“

Literatur, Dokumentation: Konrad Sasse [Hrsg.], Katalog zu den Sammlungen des Händel-Hauses in Halle, 2. Teil: Porträts, Halle 1962, S. 237. ; Renate Burgess, Portraits of doctors & scientists in the Wellcome Institute, London 1973, (=Museum catalogue ; 3.) Nr. 2891.1.; Marx: Händel und seine Zeitgenossen : eine biographische Enzyklopädie. Laaber 2008, (Das Händel-Handbuch; Bd. 1)

Material/Technik

Kupferstich

Maße

H: 36,7 cm; B: 22,6 cm [ursprünglich 36,9 cm x 23, 5 cm]

Literatur

  • Sasse, Konrad (Hrsg.) (1962): Katalog zu den Sammlungen des Händel-Hauses in Halle. 2. Teil: Bildsammlung: Porträts. Halle an der Saale
Stiftung Händel-Haus Halle

Objekt aus: Stiftung Händel-Haus Halle

1937 erwarb die Stadt Halle das in der Großen Nikolaistraße gelegene Geburtshaus des berühmten Komponisten Georg Friedrich Händel und eröffnete hier...

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