Dieses Relief ist das Fragment eines Pilgerzeichen des "Heiligen Jakobus". Es handelt sich dabei um die linke Hälfte eines runden, durchbrochenen Reliefgusses. Einige Teile sind ausgebrochen, mittig befindet sich die Heiligengestalt mit faltenreichem Gewand und Kopfbedeckung, welche in der linken Hand ein Buch hält. Die rechte Hand ist nicht erkennbar (Fehlstück), daneben erkennt man einen stockartigen Gegenstand, vermutlich einen Wanderstock, welcher im oberen Teil in eine große stilisierte Muschel übergeht.
Der Fußbereich ist nicht mehr vorhanden. Am linken Rand des Zeichens befindet sich kleine kniende Gestalt, darüber ein florales Element. Erkennbar sind noch die Ansätze von zwei ausgebrochenen Ösen am Rand des Pilgerzeichens.
Das Pilgerzeichen ist ein Bodenfund aus der Mönchskirche, der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters in Salzwedel. In den Jahren 1985/1986 wurde die Kirche umgestaltet und renoviert. In diesem Zuge erfolgten archäologische Ausgrabungen. Neben Befunden zur Baugeschichte der Kirche waren auch kleinere Objektfunde zu verzeichnen. Zu diesen sonst nicht weiter spektakulären Objekten gehörte auch dieses Fragment eines Pilgerzeichens, das in der Sandauffüllung des Bodens neben einem Pfeiler des Hauptschiffes lag. Möglicherweise hat es sein früherer Träger verloren, als das Zeichen beschädigt wurde.
Nach seiner Auffindung im Jahre 1985 wurde das Zeichen ursprünglich dem berühmten Jakobspilgerort Santiago de Compostela zugeschrieben. Im Jahre 2009 erfolgte nach neuesten Forschungen eine Zuschreibung zu einer Wallfahrt nach Jakobsberg/ Haddenberg (bei Höxter). Dieser bislang relativ unbekannte Wallfahrtsort muss besonders zum Ende des 15. Jh. eine große Bedeutung als "bedeutendste Jakobuswallfahrt im nördlichen Deutschland" gehabt haben. Daraus resultierend ergibt sich auch eine Datierung des Salzwedeler Pilgerzeichens in das Ende des 15. Jh., da zu dieser Zeit die Wallfahrt nach Jakobsberg erst belegt ist.
Bislang ist, außer als Glockenabguss, nur noch ein weiteres identisches Zeichen bekannt, das sich im Focke-Museum Bremen befindet (Inv. Nr. F.M.72.30). Bei diesem leider auch nur fragmentarisch erhaltenen Stück ist allerdings die bei dem Salzwedeler Fragment fehlende Seite erhalten, so dass sich aus diesen beiden Sammlungsobjekten die Gesamtansicht rekonstruieren lässt.
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