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Museum Zentrum für verfolgte Künste Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider [Inv. Nr. der Bürgerstiftung: BS G 365]
Otto Pankok, Hoto II, 1931 (Kunstmuseum Solingen RR-F)
Herkunft/Rechte: Kunstmuseum Solingen (RR-F)
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Otto Pankok, Hoto II, 1931

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Beschreibung

Otto Pankok erinnert sich an das Zigeunermädchen Hoto:
"Unter den kleinen Zigeunern, die mir bei meiner Arbeit tagsüber Gesellschaft leisteten, war eines Tages ein neues Gesichtchen aufgetaucht, ein kleines mongolenäugiges Mädchen mit strähnigem Rabenhaar, Hoto genannt, ein schmales, fixes Persönchen mit zierlichen Fingerchen und einem schlagfertigen Plappermäulchen."
Das "Plappermäulchen" ist in diesem Porträt kaum zu ahnen. Otto Pankok zeigt das Kind hier von einer anderen, stilleren Seite: Nachdenklich und melancholisch erscheint es, und es strahlt eine große Zartheit und Verletzlichkeit aus. Das wirkt umso anrührender, als dieses Mädchen nicht schön ist mit seiner großen Nase und dem auch von Pankok erwähnten strähnigen Haarschopf. Den Nationalsozialisten fehlte offenbar das Gespür für den innerlichen und zarten Ausdruck der Graphik. Sie sahen nur die Hässlichkeit des Zigeunerkindes, und die Graphik diente ihnen in der Ausstellung "Entartete Kunst" wie die "Negerbilder" der Expressionisten als willkommenes Beispiel einer nichtarischen Menschendarstellung: Denn die Zigeuner galten in der Rassenlehre der Nationalsozialisten wie die Juden ausdrücklich als "artfremd".
Otto Pankok war den Nazis von Anfang an verdächtig. Er gehörte zu den Begründern des Künstlerbundes "Junges Rheinland" und war in der linken Szene aktiv. Auch in seiner Kunst bezog er unermüdlich Stellung: So malte und zeichnete er immer wieder Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen. Wie die Zigeuner: 1933 bis 1935 zeichnete er regelmäßig die Sinti von Düsseldorf-Heinefeld und freundete sich mit ihnen an. 1935 hatte das ein Ende: Die Sinti wurden in ein Zigeunerlager gepfercht, wo sie keinen Besuch empfangen durften. Nach und nach wurden die meisten von ihnen in die Konzentrationslager deportiert - nur wenige der Düsseldorfer Sinti überlebten.
Bereits 1933 waren Graphiken von Otto Pankok aus einer Essener Ausstellung entfernt worden. Der Ausstellungsleiter forderte Pankok auf, ihm statt seiner erschütternden Menschenbilder unverbindliche Landschaftsdarstellungen zu schicken. Pankok schrieb dazu:
"Dieses Ansinnen zeigte mir, dass es ihm darauf ankam, das Bild der Ausstellung zu verharmlosen. Ich bin aber des Glaubens, dass es ein Irrweg ist, wenn ein Künstler inmitten einer Zeit voll ungeheurer Aktivität und ungeahnten Geschehens sich privaten lyrischen Gefühlen hingibt."
Teilhaben wollte Otto Pankok, und die Wahrheit wollte er finden und zeigen mit seiner Kunst. Das war die Erkenntnis, die er aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht hatte:
"Unser Glaube ist hin, unser Wissen zerschmolz. Für uns bleibt nur eins: Handeln, auf die Wahrheit losgehen. Und ob das schön ist? - Was soll uns das?"
(Dr. Henrike Holsing, Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg)

Material/Technik

Lithographie

Maße

55 x 46 cm

Literatur

  • Jessewitsch, Rolf; Schneider, Gerhard (2008): Entdeckte Moderne. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Bönen
  • Jessewitsch, Rolf; Schneider, Gerhard; Wendelberger, Axel (Hrsg.) (2001): Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert. Werke aus der Sammlung Gerhrad Schneider. Bönen/Westfalen
Museum Zentrum für verfolgte Künste

Objekt aus: Museum Zentrum für verfolgte Künste

Das Zentrum für verfolgte Künste ist ein Entdeckungsmuseum und widmet sich ausschließlich Künstler*innen deren Entfaltungsmöglichkeiten und Werke...

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