museum-digitalostwestfalen-lippe
STRG + Y
de
Mindener Museum Objekt im Fokus [o. Inv.]
Trachtenhalskette, um 1900 (Mindener Museum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Mindener Museum (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Lindhorster Trachtenhalskette, um 1900

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das Objekt im Fokus in den Monaten Mai und Juni ist eine zur Lindhorster Tracht gehörende Halskette. Die Kette besteht aus acht großen facettiert geschliffenen Bernsteinen und ist mit einem versilberten Schloss verschlossen. Halsketten dieser Art wurden vom Bürgertum und von wohlhabenden Bauern für die Hochzeitstracht gekauft. Im Schaumburger und Mindener Land sind sie weit verbreitet, aber auch im Ravensbergischen und Osnabrückischen Raum bekannt.

Die bäuerliche Tracht entstand im 19. Jahrhundert und kennzeichnete besonders die Trägerin nach Lebensalter, Familienstand, sozialer Stellung und Regionalzugehörigkeit. Im Fürstentum Schaumburg-Lippe entstanden aus den einst einheitlichen Trachten die unterschiedlichen Trachten um Frille, Holtrup, Bückeburg und Lindhorst.

Zur Hochzeit wurde die Abendmahlstracht für die Freudenzeit sowohl von der Braut und den Brautjungfern als auch von verheirateten Frauen angezogen. Die Lindhorster Tracht zeichnete sich besonders durch das „Krallenband“, einen Bänderschmuck, aus. Dieser wurde hinten an der Bernsteinkette befestigt und hing über den Rücken bis zur Taille herunter. Als Hochzeitsgeschenk erhielt die Braut vom Bräutigam die Bernsteinkette mit dem kunstvoll verzierten Schloss. Auf dem Schloss wurden zumeist die Initialen des Brautpaars verewigt. Das Geschenk wurde als Familienerbstück auch von unverheirateten Brautjungfern getragen.

Die auffallend großen Bernsteine die für die Kette Verwendung fanden, wurden schon seit der Antike zur Herstellung von Schmuck benutzt und seit dem frühen Mittelalter verstärkt für Halsketten verwendet. Da Bernstein magische Kräfte und heilende Wirkung nachgesagt wurde, trugen mache Frauen die Ketten als Amulett. Bernstein ist ein versteinertes Harz und hat neben seiner elektromagnetische Eigenschaften, auch die Fähigkeit zu brennen. Daher leitet sich sein Name vom niederdeutsch „Börnstein“ (Brennstein) ab. Im Plattdeutsch heißt Bernstein „Flüötekrallen“, die Bezeichnung kann als „Flutkorallen“ gedeutet werden, da man den Bernstein an der Küste des Meeres fand. In einigen Trachtenregionen ist die Bezeichnung „Krallen“ (Perlen) für die Bernsteinketten üblich. Der für die Perlen verwendete Bernstein wurde über weite Strecken gehandelt und kam vermehrt aus den an die Ostsee grenzenden Gebieten des heutigen Polen.

Verschlossen ist die Bernsteinkette des Mindener Museums mit einem rechteckigen, versilberten sogenannten Kastenschloss. Das reich verzierte Schloss zeigt ein Herz umgeben von zwei Tauben und pflanzlichen Rankenornamenten, darunter die Initialen des Brautpaars. Neben dem Herzen als Symbol der Liebe, galten auch Tauben seit der Antike als monogam lebende Tiere und wurden in der Emblematik des 16. Jahrhunderts zum Sinnbild ewiger Liebe und Treue. Der Rahmen des Kastenschloss wurde zusätzlich mit roten und grünen Glassteinen besetzt. Links und rechts vom Kastenschloss befindet sich je ein viereckiges Seitenstück aus Stoff, im Plattdeutschen „Töste“ genannt. Es ist mit farbigem Seidengarn und Perlen bestickt und zeigt eine Blume. Dieses gehört wie Herz, Stern und Granatapfel zu den traditionellen Lindhorster Motiven.

Material/Technik

Metall (versilbert), Bernstein, Glasperlen

Mindener Museum

Objekt aus: Mindener Museum

Das 1912 gegründete Mindener Museum ist in einem Gebäudeensemble von sechs Häusern im Stil der Weserrenaissance untergebracht und zählt zu den...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Eingeschränkter Zugang. Rechte bleiben vorbehalten.