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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3983 Objekte ]

Dukat auf die Domweihe in Salzburg, 1628

Die Geschichte des Salzburger Doms begann bereits im 8. Jahrhundert, als ein romanischer Bau. Im 12. Jahrhundert brannte er das erste Mal ab und wurde als fünfschiffige Basilika neu errichtet. Als diese im 16. Jahrhundert ebenfalls durch Feuer vernichtet wurde, begann 1614 mit der Grundsteinlegung der Neubau. Am 25. September 1628 war es dann soweit: In einer achttägigen Feier wurde der Dom geweiht. Fürsterzbischof Paris von Lodron (1586-1653), dem es während des Dreißigjährigen Krieges gelang, Salzburg den Frieden zu bewahren, nahm die Weihe vor. Zu diesem Anlass wurde auch ein Dukat herausgegeben. Auf der Vorderseite tragen vier Bischöfe einen Reliquienschrein, begleitet von zwei Engeln mit Weihrauchgefäßen. Die Umschrift SS(ancti) RUVPERTVS ET VIRGILIVS PATRONI TRANSFERVNTVR 24 SEPT(embris) weist auf den Transfer der Gebeine der Stiftsheiligen in den Dom einen Tag vor der Weihe hin. Rückseitig ist das Gotteshaus zu sehen, rechts und links gehalten von den zwei Stiftsheiligen St. Rudbertus und St. Virgilius, welche auf Wolken ruhen. Unten sind die Wappen des Stifts Salzburg und das der Familie Lodrons abgebildet. [Lilian Groß]

Medaille von Matthes Gebel auf die Hochzeit von Peter III. Echter von...

Peter III. Echter von Mespelbrunn heiratete im Jahr 1548 Gertraud von Adolzheim. Seiner Ehefrau widmete er eine Medaille, die der Nürnberger Medailleur Matthes Gebel gestaltete. Sie zeigt auf der Vorderseite das Brustbild Peter Echters nach rechts; die Inschrift gibt an, dass der Bräutigam im 28. Lebensjahr stand. Auf der Rückseite der Medaille findet sich das Allianzwappen der beiden Eheleute: heraldisch rechts das Wappen der Familie Echter von Mespelbrunn - ein Schild mit einem Schrägbalken, der mit drei Ringen belegt ist - links das Wappen der Familie von Adolzheim, ein senkrecht stehendes Steinbockhorn mit einem kleeblattförmigen Ende. Der zweite Sohn des Ehepaars war Julius Echter von Mespelbrunn, der bedeutende Würzburger Fürstbischof der Gegenreformationszeit. [Matthias Ohm]

Medaille auf den großen Kometen 1618

Welchen großen Eindruck Kometen seit jeher auf die Menschheit hinterließen, belegen nicht nur zahlreiche Beschreibungen, Flugblätter und sogar Tapissieren. Auch auf Medaillen finden sich Darstellungen der Schweifsterne, wie auf dieser Prägungen, die anlässlich des großen Kometen von 1618 ausgegeben wurde. Die Vorderseite der Medaille zeigt einen Sarg, auf dem ein Schwert und ein Helm liegen. Davor befindet sich ein aufgeschlagenes Buch, links von der Bahre steht ein abgestorbener Baum, während oben der Komet abgebildet ist. Die Inschrift BEDROVNG EINES COMETENS drückt die Furcht vor Kometen als Unheilsbringer zu jener Zeit aus. Im Abschnitt wird der göttliche Bezug zu dem schlechten Omen am Himmel deutlich: ES WERDEN ZEICH(en) GESCHE(hen) LV(kas) 21 (Vers 11). Die Inschrift auf der Rückseite hofft auf die Buße der Menschheit: GOTT GEB DAS VNS DER COMETSTERN BESSERVNG VNSERS LEBENS LERN 1618. [Lilian Groß]

Medaille von Sebastian Dadler auf die Heirat von Georg II. von Hessen-Darmstadt...

Im Jahr 1627 heiratete Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt die sächsische Prinzessin Sophie Eleonore. Auf diese Hochzeit wurde eine Medaille ausgegeben, die von Caspar Geiss entworfen und von Sebastian Dadler gestaltet wurde. Der Avers zeigt in der Umschrift GOTTES SEGEN ERFREWE ein Herz mit den Initialen der Eheleute, auf das die Hand Gottes Zeichen seiner Gnade streut. Die Inschrift auf der Rückseite zitiert einen Satz aus dem Psalter: VXOR SICVT VITIS FRVCTIFERA IN LATERIBVS DOMVS TVAE – Deine Frau wird wie ein fruchtbarer Weinstock in deinem Haus sein (Ps 128,3). Die Darstellung illustriert diesen Bibelvers: Die beiden Brautleute sitzen sich gegenüber und reichen einander die Hände, zwischen ihnen wächst ein fruchtbarer Weinstock. [Matthias Ohm]

Medaille auf den großen Kometen 1680/81

Der große Komet, der um die Jahreswende 1680/81 mit bloßem Auge am Himmel zu sehen war, wird nach seinem Entdecker Gottfried Kirch auch als „Kirchs Komet“ bezeichnet. Er war der erste Schweifstern, der mit Hilfe eines Teleskops entdeckt und dessen Umlaufbahn genau bestimmt wurde. Dier Vorderseite der Medaille auf das Erscheinen dieses Himmelskörpers ziert ein Motiv, welches sich bereits bei den Medaillenprägungen auf den Kometen 1618 findet: Eine Totenbahre, auf der Helm und Schwert liegen, steht neben einem abgestorbenen Baum, während der Komet durch Sternbilder fliegt. Die Inschrift gibt das Datum an: A(nn)O 1680 26. DEC(ember) – um die Weihnachtszeit erreichte der Schweif des Kometen seine größte Ausdehnung. Die Inschrift auf der Rückseite KRIEG VNGLÜCKH PEST V(nd) HVNGERSNOTH WEND GNÄDIG AB HERR ZEBAOTH belegt, dass Kometen als göttliches Vorzeichen für drohendes Unheil angesehen wurden und dass die Menschheit Gott (Zebaoth ist eine hebräische Gottesbezeichnung) um Milde bat. [Lilian Groß]

Medaille auf die Geburt des bayerischen Prinzen Kajetan Maria Franz, 1670

Am 2. Mai 1670 wurde Prinz Kajetan Maria Franz geboren, das sechste Kind des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria und seiner Ehefrau Henriette Adelheid Maria von Savoyen. Aus diesem Anlass wurde eine Medaille ausgegeben, auf deren Vorderseite eine Konstellation von Sonne und Mond über der Erde dargestellt ist. Die Strahlen von Sonne und Mond fallen so auf die Erdoberfläche, dass sich Rauten bilden und auf diese Weise das bayerische Wappen zu sehen ist. Die Rückseite zeigt zwei Schilde, die mit den Initialen des Kurfürsten – FMAE für Ferdinand Maria Elector – und seines Sohns – CM für Cajetan Maria – geschmückt sind. Die über beide Seiten laufende Inschrift lautet: A DEO DUO LUMINARIA, MAJUS ET MINUS, UT TOTAM IRRADIENT S(ancti) R(omani) IMPERII AXEM – Gott schuf zwei Lichter, ein großes und ein kleines, damit sie die ganze Erstreckung des Römischen Reichs erleuchten. [Matthias Ohm]

Medaille auf den großen Kometen 1680/81

Im 17. Jahrhundert waren insgesamt sechs große Kometen zu sehen. Im Jahr 1680 zog „Kirchs Komet“, benannt nach seinem Entdecker Gottfried Kirch, am Himmel seine Bahnen. Schweifsterne wurden in dieser Zeit als Zeichen des göttlichen Zorns angesehen. Diese Einschätzung kommt auch auf der Medaille zum Ausdruck: Der Avers zeigt eine Totenbahre, auf der ein Schwert und ein Helm liegen. Rechts davon steht ein verdorrter Baum, über der ganzen Szenerie zieht der Komet seine Bahn. Sein Schweif verläuft zwischen den Sternbildern Adler – symbolisiert durch den Jüngling Antinoos – und Delfin. Im Abschnitt ist das Datum angegeben, an dem der Komet zu sehen war: A(nn)o 1680 26 Dec(ember). Die Furcht vor Kometen als Vorboten von Unheil und Krieg spiegelt sich auch in der Inschrift auf der Rückseite wieder: „Wan an des Himels Zelt Cometen Fackheln brennen, so sollen Gottes Zorn hieniden wir erkennen“. [Lilian Groß]

Hamburger Hochzeitstaler mit Darstellung der Hochzeit zu Kana, frühes 17....

Die „Hamburger Hochzeitstaler“ zählen zu den frühesten Ehe- und Liebesmedaillen. Zum Ende des 16. Jahrhunderts erstmals hergestellt, erfreuten sie sich großer Beliebtheit als Geschenk bei Hochzeiten, das dem Brautpaar Glück bringen sollte.. Der Taler zeigt auf der Vorderseite die Hochzeit zu Kana: Christus ist gerade dabei, das Brautpaar zu trauen. Die Umschrift DA PACEM DOMI(e) IN DIE(bus) NOSTRIS – Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr, zu unsren Zeiten, entstammt einem Kirchenlied Martin Luthers aus dem Jahr 1529. Auf der Rückseite ist das Hamburger Stadtwappen zu sehen, zusammen mit der Umschrift QUOS DEVS CONIUNXIT HOMO NON SEPARET – Wen Gott miteinander verbunden hat, soll der Mensch nicht scheiden. Diese Taler wurden als Glücksbringer auf Hochzeiten verschenkt. [Lilian Groß]

Medaille auf einen Kometen 1618

Kometen wurden lange Zeit als Unheilsbringer, als Vorboten von Katastrophen, angesehen. Diese Furcht gipfelte in der Annahme, Gott selbst habe die Kometen als Zeichen gesandt, um die sündige Menschheit zu warnen. Im Jahr 1618 waren gleich drei dieser Boten am Himmel mit bloßem Auge zu sehen. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite einen der Kometen, dargestellt ist ein Stern mit strahlenförmigem Schweif. Geflügelte Köpfe von vier Putti in den Winkeln und reiche florale Ornamentik rahmen ihn ein. Die Inschrift benennt das Datum, an dem der Komet gesichtet wurde: 25. Aug(ust). Auf dem Revers sind unter der Sonne zwei flehende Hände abgebildet, die sich aus dem Wasser erheben. Das Schilfrohr links sowie der Leuchter mit brennender Kerze auf der rechten Seite weisen ebenso wie die Inschrift „Esai 42“ auf Gott hin. Im Buch des Propheten Jesaja heißt es: „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jes 42, 3). [Lilian Groß]

Preismedaille von Herzog Friedrich Achilles von Württemberg für ein...

Herzog Friedrich Achilles aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt gab diese Preismedaille für ein Armbrustschießen aus. Seine Initialen finden sich auf der Vorderseite, die – wie die Rückseite – von einem Lorbeerkranz eingefasst ist. Auf dem Avers ist ein Schütze dargestellt, der einen Bolzen im Mund hält und eine Armbrust spannt. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Industrie der Stadt Augsburg, 1677

Wie stolz Einwohner auf ihren Fleiß, ihre Stadt und ihre bedeutenden Bauten waren, zeigt diese Medaille: Dargestellt ist die Westfassade des Augsburger Rathauses, das zu den bedeutendsten deutschen Bauten der Frührenaissance zählt. Dessen Hauptportal ziert die Inschrift PUBLICO CONSILIO PUBLICAE SALUTI – Auf Beschluss der Stadt, für das Wohl der Stadt, die sich auch auf der Medaille findet. Unterbrochen wird die Inschrift durch die Wappen der beiden Stadtpfleger (Bürgermeister) Johann I. von Langenmantel und Leonhard Weiß. Auf dem Revers stehen die Personifizierungen der Stadt Augsburg und der Künste auf einem Postament und reichen sich die Hände. Eine Fülle von Emblemen des Gewerbes, der Kunst und der Wissenschaft, z. B. Druckerpresse, Malerpalette und Globus, rahmen die beiden Figuren ein. [Lilian Groß]

Imitation der heiligen Lanze

Das in Holz nachgebildete Lanzenblatt imitiert die äußere Gestalt der Heiligen Lanze. Als Bestandteil der Reichsinsignien gilt sie als eine der bedeutendsten Christusreliquien. Mit ihr soll bei der Kreuzigung die Seite Christi geöffnet worden sein. Der in das Lanzenblatt eingelegte Stift gilt als ein Nagel der Kreuzigung. Als Zeichen des Sieges Christi am Kreuz kam der Waffe siegverheißende Kraft im Kampf für das Christentum zu. Neben zahlreichen Abbildungen der Heiligen Lanze sind Nachbildungen in Holz und Metall bekannt. Der Eintrag der Stuttgarter Nachbildung im Inventar der Kunstkammer von 1670 stellt die älteste schriftliche Nennung einer erhaltenen hölzernen Nachbildung der Heiligen Lanze dar. [Carola Fey]

„Judenmedaille“ auf Karl den Großen, frühes 17. Jahrhundert

Um 1619 entstand, vermutlich in Prag, die goldene Medaille. Sie zählt zu den sogenannten „Judenmedaillen“, welche jeweils Heilige und Herrscher abbilden. Auf dem Avers ist Karl der Große (747/748-814) im Krönungsornat wiedergegeben: in der rechten Hand hält er das Reichsschwert, in der anderen den Reichsapfel, sein Haupt ziert die Reichskrone. Auf dem Revers ist der Marienmünster in Aachen zu sehen. Aachen war die wichtigste Residenz Karls des Großen, weshalb im Marienmünster bis ins frühe 16. Jahrhundert alle deutschen Könige gekrönt wurden. Karl selbst erhielt 800 in Rom von Papst Leo III. (um 750-816) die Kaiserwürde. [Lilian Groß]

Staurothek aus Kloster Denkendorf

Das als Doppelkreuz gestaltete Reliquiar besteht aus einem Holzkern, der mit vergoldetem Silberblech überzogen ist. Der Jerusalempilger Bertold übergab es nach 1120 an das Chorherrenstift Denkendorf, wo es wegen der eingelegten Reliquien vom Kreuz und vom Grab Christi hohe Verehrung erfuhr. Nach der Auflösung des Denkendorfer Stifts gelangte das Kreuz 1598 in den Besitz Herzog Friedrichs I. (reg. 1593−1608). In der Kunstkammer, wo das Kreuz erst im 18. Jahrhundert nachweisbar ist, wurden nicht seine Herkunft aus dem Heiligen Land und sein Reliquieninhalt verzeichnet. Vielmehr waren die besondere Form des Doppelkreuzes und die Ausführung in Edelmetall mit Edelsteinbesatz Gegenstand der Wahrnehmung. [Carola Fey]

Medaille auf den Zug des schwedischen Heeres über den Großen Belt, 1658

Während des Zweiten Nordischen Krieges 1655-1660/61 zwischen Polen-Litauen und Schweden um die Vorherrschaft im Baltikum, unternahm der schwedische König Karl X. Gustav (1622–1660) ein militärisch wagemutiges Manöver. In der Nacht vom 5. zum 6. Februar 1658 marschierte seine Armee über den zugefrorenen Großen Belt, die Meeresstraße zwischen den Inseln Fünen und Seeland, um das dänische Heer, das auf der Seite von Polen-Litauen stand, zu überwältigen. Der Überraschungsangriff gelang, Dänemark musste im Frieden von Roskilde 20 Tage später Gebiete an Schweden abtreten. Die Medaille zeigt auf dem Avers das Konterfeit Karl X. Gustav bekrönt mit Lorbeerkranz. Auf dem Revers ist der Zug des Heeres über die Eisfläche dargestellt, im Vordergrund befindet sich Fünen. [Lilian Groß]

Medaille von Jeremias Hercules auf die Eroberung der Stadt Wismar und den...

Im Nordischen Krieg eroberte das dänische Heer am 13. Dezember 1675 die zu diesem Zeitpunkt schwedische Stadt Wismar und besetzte diese für fünf Jahre. König Christian V. von Dänemark und Norwegen und seine Frau Charlotte Amalie von Hessen-Kassel zogen drei Tage nach der Eroberung feierlich in Wismar ein. Jeremias Hercules verbindet auf seiner Medaille beide Ereignisse miteinander: Auf der Vorderseite ist das Königspaar abgebildet, Christian V. mit Feldbinde und dem Elefantenorden, seine Frau hält er im Arm. Auf der Rückseite ist Christian V. in voller Rüstung auf einem Pferd abgebildet. In der Hand hält er den Kommandostab. Hinter dem König sind Soldaten zu Pferd und zu Fuß sowie eine Ansicht der Stadt Wismar zu erkennen. [Lilian Groß]

Löffel mit Löwensiegel im Stiel, 16. Jahrhundert

Der breite Löffel mit kurzem Stiel ist aus Koralle gefertigt, einem Material, dem bereits in der Antike eine Unheil abwehrende Wirkung zugewiesen wurde. Der hohle Stiel endet in einem zweiseitigen, drehbaren Metallplättchen, hinter dem vielleicht apotropäische Stoffe oder Arzneipulver aufbewahrt wurden. Das Plättchen zeigt auf der einen Seite ein Sonnenzeichen und auf der anderen einen Löwen. Diese Darstellungen, die sich auch auf Amuletten finden, sollten Krankheiten abwehren. Dieser Löffel ist in einer 1669 verfassten Auflistung erwähnt, in der Herzog Eberhard III. die Pretiosen dokumentieren ließ, die er der Kunstkammer übergab: „ein Löffel von Sternstein mit einem Stil von Gold geschnitten, worauf das signum solis et leonis (das Zeichen der Sonne und des Löwen)“. Als „Sternsteine“ wurden sowohl Meteoriten wie auch versteinerte Korallen bezeichnet. [Matthias Ohm]

Medaille von Christopher Schneider auf die Siege König Christians V. über die...

Im fünfjährigen Nordischen Krieg ließ König Christian V. von Dänemark und Norwegen 1677 diese Medaille auf seine siegreiche Armee prägen. Christopher Schneider bildet auf der Vorderseite dreimal das CV-Monogramm des Königs zusammen mit drei römischen Kronen ab. Im Römischen Reich wurde die corona graminea dem Feldherrn verliehen, wenn es ihm gelang, seine belagerte Armee zu befreien - sie gilt als die höchste der Ehrenkronen. Die corona navalis bekam derjenige, der als Erster im Kampf den Fuß auf ein feindliches Schiff setzte. Mit der corona vallaris wurde derjenige geehrt, der als Erster die Mauern eines feindlichen Lagers erklomm. Die siebenzeilige Inschrift auf der Rückseite spielt auf die Vorderseite an, indem sie fragt, wie viele Kronen einem König für seine Heldentaten zustehen. Neben dem Verweis auf die Auszeichnungen des Römischen Reichs haben die drei Kronen eine weitere Bedeutungsebene: Sie stehen für den Anspruch Dänemarks auf die nordischen Königreiche (Dänemark, Norwegen und Schweden), der ab 1397 aus der Kalmarer Union hervorging. [Lilian Groß]

Hieronymus Borstorffer und Caspar Spät, Pulverflasche, 1635–1637

Pulverflaschen dienen der Aufbewahrung des Schießpulvers, das zum Abfeuern einer Schusswaffe benötigt wird. Diese Pulverflasche hat einen länglichen, vierkantigen Körper aus Bein; sie ist mit dunkel intarsiertem Schweifwerk und Vierpässen mit Blumenmustern geschmückt. Die Montierung aus vergoldetem Eisen zeigt Frucht- und Blumenornamente, am Ausschüttrohr findet sich ein stilisierter Lorbeerzweig. Wie die zugehörige Radschlossbüchse ist auch diese Pulverflasche ein Gemeinschaftsproduktion des Büchsenschäfters Hieronymus Borstorffer sowie des Graveurs und Eisenschneiders Caspar Spät. Die beiden Meister stellten zwischen 1635 und 1637 in München gemeinsam Waffen her. [Matthias Ohm]

Medaille von Christopher Schneider auf die Einnahme Helsingborgs durch...

Seit dem Frieden von Roskilde 1658 gehörte Helsingborg zur schwedischen Krone. Im Nordischen Krieg (1674–1679) konnten die Dänen die Stadt zweimal zurückerobern. Auf die Einnahme am 3. Juli 1676 ließ König Christian V. von Dänemark und Norwegen diese Medaille prägen. Die Vorderseite des von Christopher Schneider geschaffenen Werks zeigt die Stadtansicht von Helsingborg. Zu sehen sind das Schloss und die Marienkirche sowie die Meerenge Öresund. Auf der Rückseite finden sich Säulen, die mit dem Monogramm Christians V. verziert sind und auf denen dänische Flaggen wehen. Dieses Motiv ist ein Verweis auf die antike Mythologie und spielt auf die beiden Säulen des Herakles an der Meerenge von Gibraltar an. [Lilian Groß]

Hieronymus Borstorffer und Caspar Spät, Radschlossbüchse, 1635–1637

Der Schaft der Radschlossbüchse ist vollständig mit Bein furniert, in das schwarzes Holz oder schwarz gefärbtes Bein intarsiert wurde. Der Dekor zeigt Schweifwerkmuster und Vierpässe. Auf der Kolbenklappe und am Bügel findet sich reicher Eisenschnittdekor in Form von symmetrischen Ranken, Blumen und Früchten. Die Büchse wurde von zwei Meistern gefertigt: Hieronymus Borstorffer, dessen Monogramm sich auf der Schwanzschraube findet, fertigte den Schaft. Die eisernen Teile der Waffe stammen vermutlich vom Graveur und Eisenschneider Caspar Spät. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam diese Waffe als Geschenk in die Stuttgarter Rüstkammer. Prosper Ferdinand Landgraf von Fürstenberg, Feldzeugmeister des Schwäbischen Kreises, verehrte das Gewehr dem württembergischen Herzog. [Matthias Ohm]

Ovaler Gnadenpfennig auf die militärischen Erfolge König Christian V. von...

Gnadenpfennige wurden von einem Herrscher zur Anerkennung und Belohnung verliehen. Dieser ovale Gnadenpfennig auf die militärischen Erfolge Christians V. von Dänemark und Norwegen zeigt den König im Profil nach rechts auf der Vorderseite. Er trägt einen Harnisch und hat einen Lorbeerkrank als Zeichen des Sieges im Haar. Auf der Rückseite schreitet ein Löwe über auf dem Boden liegenden Trophäen und mit erhobenem Schwert nach links. Darüber sind die Wappen von Dänemark und Norwegen sowie die Inschrift PIETATE ET IUSTITIA – mit Frömmigkeit und Gerechtigkeit – zu sehen. [Lilian Groß]

Maske des „Stiers von Ilsfeld“, Mitte des 16. Jahrhunderts (?)

Diese Maske soll einst der „Stier von Ilsfeld“ getragen haben, ein Räuber und vermeintlicher Massenmörder des 16. Jahrhunderts. Über sein Leben ist nur wenig bekannt: Er wurde um 1535 geboren, fünf Jahre später wanderte sein Vater nach Ilsfeld im Landkreis Heilbronn ein. Die Quellen berichten lediglich über einen Mord, den der „Stier von Ilsfeld“ 1565 in Großbottwar-Winzerhausen beging. Er wurde gefasst und im Dezember 1572 in Gemmingen hingerichtet. Neun Schutz- und Schusswaffen, die dem „Stier von Ilsfeld“ gehört haben sollen, wurden in der Stuttgarter Rüstkammer aufbewahrt, wie eine Beschreibung der Stadt von 1736 mitteilt. Sieben dieser Waffen – ein halber Brustpanzer, zwei Oberschenkelschützer und vier Büchsen – sind heute verloren. Dagegen blieben zwei eiserne Masken erhalten, die große Öffnungen für Augen, Nase und Mund sowie weitere kleinere Luftlöcher haben. [Matthias Ohm]

Medaille von Christopher Schneider auf König Christian V. von Dänemark und...

Während des Nordischen Krieges gelang es dem dänischen König Christian V., Gotland von den Schweden zurückzuerobern. Da die Insel große strategische Bedeutung im Ostseeraum hatte, ließ Christian V. auf diesen Sieg eine Medaille prägen. Christopher Schneider zeigt den Eroberer im Profil nach rechts. Er ist bekleidet mit einem Harnisch, um die Brust gebunden ist der Elefantenorden, links und rechts neben ihm sind Waffen, Standarten und Fahnen dargestellt. Auf der Fahne ganz links ist das Monogramm des Medailleurs zu erkennen. Das Wappentier Gotlands, das Lamm Gottes, schreitet auf der Rückseite nach links durch eine gotländische Landschaft. Es trägt die dänische Fahne. Die Umschrift AD DOMINVM PATRIAMQVE REDIT – [Gotland] kehrt zu seinem Herrn und Vaterland zurück - verdeutlicht den Anspruch der Dänen auf die Insel. [Lilian Groß]

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