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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Przeworst-Kultur (ca. 200 v. Chr. - 85 n. Chr.)

Przeworst-Kultur (ca. 200 v. Chr. - 85 n. Chr.)

Über die Sammlung

Die nach einem polnischen Gräberfeld benannte Przeworsk- Kultur war im Oder-Warthe-Raum verbreitet, aber auch noch weiter östlich bis jenseits der Weichsel. Im Kerngebiet lebten während des 1. Jh. n. Chr. mehrere
schriftlich erwähnte Stämme, so im Norden die Burgunden, im Süden die Lugier und Vandalen – nach Tacitus entspringt die Elbe gar in den »vandalischen Bergen« – und schließlich kleinere Stämme wie die Harier, Naharvalen und Varinner. Sie alle werden heute den ostgermanischen Völkern zugeordnet.
Kleinzahlig ließen sie sich auch inselartig in den mitteldeutschen Heimatgebieten der Jastorf-Kultur und der
Naumburger Gruppe nieder. Fassbar sind sie anhand ihrer Bestattungssitte, die auch in der Fremde beibehalten
wird, und der Keramik. Häufig übernahmen Einheimische Gefäße oder den Keramikstil der Einwanderer.

Bestattung
Brauchgemäß wurde der Leichnam mit seiner Ausrüstung in einer Brandgrube eingeäschert, die sodann als Grab
diente. Allerdings gab es auch Körperbeisetzungen. Unter dem Einfluss der in Schlesien benachbarten Kelten legte man im Ursprungsgebiet ab 150 v. Chr. Waffen in die Gräber der Männer: einen eisenbewehrten Schild, ein zweischneidiges keltisches Schwert und / oder eine Lanze. Diese Neuerung im Bestattungswesen ist wohl Ausdruck des militärischen Selbstverständnisses der Anführer innerhalb eines nun aufkeimenden Gefolgschaftswesens. Hierzulande vertreten sind Brandgrubengräber sowohl mit Vollbewaffnung – also Schild, Schwert, Lanze – als auch mit leichter Bewaffnung, d. h. Lanze und Messer. In diesen Gräbern lagen auch zerschlagene Keramikgefäße, die auf Trankopfer oder -riten bei der Bestattungszeremonie deuten.

Hausbau / Siedlungswesen
Die Wahl des Siedlungsplatzes orientierte sich zum Beispiel bei den in das nordthüringische Gebiet eingewanderten »Przeworsk-Leuten« an ihrer Eisengewinnung und -verarbeitung. Auch in der hiesigen Fremde hielten sie an ihrer gewohnten Gebäudearchitektur fest. Sie wohnten in Grubenhäusern. Das Bodenniveau dieser Wohnbauten war in der Art eines Souterrains um einige Dezimeter in das Erdreich eingetieft. Die in Reihen angeordneten Hausgrubenspuren einer Siedlung bei Zerbst, Ldkr. Anhalt-Bitterfeld, zeigen, dass die Ortschaften planmäßig angelegt wurden.

© LDA; Trichterrandgefäß. Beigabengefäß aus einem Körpergrab. Wansleben am See, Ldkr. Mansfeld-Südharz; ca. 200–85 v. Chr. Foto: Juraj Lipták (München)

Diese Sammlung ist Teil von

Späte vorrömische Eisenzeit (480-30/60 v. Chr.) [1]

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