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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Linienbandkeramik-Kultur (5.450-4.800 v. Chr.)

Linienbandkeramik-Kultur (5.450-4.800 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Linienbandkeramik-Kultur - benannt nach den mit kurvigen und winkeligen Bandmustern verzierten Tongefäßen - ist eines der ältesten bäuerlichen Lebenssysteme in Europa.<br>
In Mitteldeutschland markiert sie den Beginn von Feldanbau, Viehhaltung und Sesshaftigkeit. Diese Zivilisation ging Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. aus Kulturgruppen der mittleren Donauregion hervor. Von dort breitete sie sich innerhalb von nur 100 Jahren über Ost- nach Mitteleuropa aus. Die neu erschlossenen Siedlungsräume waren untereinander vernetzt. Umstritten ist, wie diese rasche Landnahme erfolgte: War sie allein von vordringenden und nachrückenden Kolonisten getragen? Oder wurden auf dem Weg auch örtlich Einheimische vom neuen »Kulturpaket« überzeugt?<br>
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Bestattungssitten<br>
Bestattungen erfolgten hauptsächlich auf Gräberfeldern in geringer Entfernung von den Siedlungen. Doch waren auch Einzelbestattungen in Hausnähe nicht ungewöhnlich. Es gab Brandund Körperbestattungen, die durchaus auch zur selben Zeit und am selben Ort praktiziert wurden. Die Gräber waren nicht überhügelt. Bei der Einbettung des Leichnams wurde dieser in der Regel mit angewinkelten Armen und Beinen auf die rechte oder linke Körperseite gelegt. Die Toten waren mit Kleidung, Schmuck, Geräten, Gefäßen und Nahrung für ein jenseitiges Weiterleben ausgestattet. Eine geschlechts- oder altersspezifische Totenbehandlung ist bislang nicht zu erkennen.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Häuser der Linienbandkeramik-Kultur waren die ersten ortsfesten Gebäude in Mitteleuropa.<br>
Von Anfang an erreichten sie gewaltige Ausmaße. Unterkünfte mit einer Grundfläche von 40 m x 8 m waren in Mitteldeutschland die Norm. Den Langhäusern lag ein einheitlicher Bauplan zu grunde: parallele Pfostenreihen sowie die aus Flechtwerk und Spaltbohlen bestehenden Außenwände bildeten den Kern eines vierschiffigen Hallenhauses in Nordwest-Südost-Ausrichtung. Rund 40 cm starke Pfeiler - zu engen Dreierreihen gesetzt - lassen Zwischenböden und komplexe Dachgefüge vermuten. Flechtwerkwände waren mit Lehm verputzt und gewiss auch bemalt. Dächer wurden nach Verfügbarkeit mit Schilf oder Baumrinde eingedeckt. Die Wahl des Siedlungsplatzes orientierte sich an Gewässerläufen und Lößböden, die fruchtbar und gut zu beackern waren. Dabei lagen die Gehöfte, Weiler und Dörfer mit ihren Feldern und Weiden inselartig im Waldmeer. Häufig waren die Wohnstätten auf leichten Hangflächen errichtet, vermutlich um Staunässe zu vermeiden. Umwehrungen mit Gräben und Palisaden in jüngeren Phasen sind Hinweise einstiger Gefahren von außen.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Frühe Jungsteinzeit/Frühneolithikum (5.450-3.950 v. Chr.) [47]

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