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Museum am Markt Schiltach Impressionen aus dem Museum am Markt [MaM01]
Reichsbanner Schwarz Rot Gold Fahne (Museum am Markt Schiltach CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum am Markt Schiltach (CC BY-NC-SA)
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Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

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Beschreibung

Die Farben der Freiheit

Diese Fahne dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben. Am 14. März 1933, wenige Tage nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Baden und im Reich, erklärte der Ortsverband Schiltach des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold seine Auflösung. Das offizielle Schreiben an das Bürgermeisteramt erklärte lapidar: "Das Vereinsvermögen wurde unter den Kameraden verteilt, die Fahne vernichtet, um solche dem Zugriff der Gegner nicht auszuliefern."
Doch die Fahne blieb erhalten. Der letzte Reichsbanner-Vorsitzende Gottlieb Trautwein versteckte sie über die Jahre des Nationalsozialismus. Als Hausdurchsuchungen stattfanden, konnte er glaubhaft versichern, das Symbol für den Kampf um Demokratie und Freiheit in der Heizanlage der Firma Karlin verbrannt zu haben.
Das Reichsbanner war 1924 in Magdeburg als Reaktion auf die zahlreichen politischen Morde vor allem rechtsextremistischer Organisationen gegründet worden. Rasch entwickelte es sich zu einer Massenorganisation, getragen von Mitgliedern der SPD, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des katholischen Zentrums. Bereits 1926 zählte das Reichsbanner 3,5 Millionen Mitglieder, die sich aber vor allem in den größeren Städten sammelten. So ist es eine Besonderheit, dass in diesem Jahr 1926 auch in kleinen Schiltach eine Ortsgruppe gegründet werden konnte. Als Handwerker- und Arbeiterstädtchen galt Schiltach als Hochburg der SPD. Erst 1932 verlor sie bei den Reichstagswahlen ihren Spitzenplatz an die NSDAP und noch bei den nur noch eingeschränkt freien Wahlen am 5. März 1933 stimmte jeder vierte Schiltacher für die Sozialdemokratie.
Ihren Höhepunkt erlebte die Ortsgruppe jedoch bei der feierlichen Weihe der Fahne 1929. In den Schwarzwald angereist kam dafür auch Badens Reichsbanner-Vorsitzender Alexander Helffenstein. Uniformen, Fahnen und Aufmärsche kennzeichneten das Erscheinungsbild des Reichsbanners. Auch seine Mitglieder waren geprägt durch die Erfahrung des Ersten Weltkriegs, doch charakterisierte sie der Verzicht auf die brutalen Überfälle ihrer wichtigsten Gegner: der nationalsozialistischen SA und des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes.
1932 spitzte sich der Kampf um die Republik auch in Schiltach zu. Reichsbanner, SPD und Gewerkschaften schlossen sich fest zusammen zur Eisernen Front. In einer der letzten ihrer zahlreichen Veranstaltungen am 29. Oktober 1932 hieß das Thema: "Eiserne Front für Freiheit, Demokratie und Sozialismus. Die Eiserne Front gegen Hakenkreuz".
Nach den Märzwahlen 1933 wurde die Agitation des Reichsbanners praktisch unmöglich. Bereits am 11. März, kurz vor der Selbstauflösung des Schiltacher Verbands, wurden vom Bezirksamt Wolfach alle öffentliche Veranstaltungen und sonstigen Werbemaßnahmen für die SPD verboten. Am 17. März wurde die Organisation reichsweit verboten. Einen Tag nach den Hausdurchsuchungen feierten am 21. März auch zahlreiche Schiltacher den "Tag von Potsdam" mit seiner Verständigung zwischen Reichspräsident Hindenburgs alten Eliten und den neuen NS-Machthabern. Auf der versteckten Fahne des Reichsbanners überdauerten aber über die Jahre der Diktatur die Farben der Demokratie. Heute erinnern sie im Museum am Markt an den Kampf vieler Schiltacher für die Freiheit.

Material/Technik

Seide, Wolle bestickt

Maße

H 115 cm, B 147 cm

Museum am Markt Schiltach

Objekt aus: Museum am Markt Schiltach

Voller Geschichten! Das ist wörtlich gemeint im Museum am Markt. Die Geschichte Schiltachs und Lehengerichts wird mit ausgewählten Museumsexponaten...

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