museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Historisches Museum der Pfalz - Speyer 1914-1918. Die Pfalz im Ersten Weltkrieg 1914-1918. Die Pfalz im Ersten Weltkrieg (Ausstellungsobjekte aus der ehemaligen Sammlungsausstellung) Postkartensammlung [HM_29_08_1918_009]
Französischer Brief (Historisches Museum der Pfalz, Speyer CC BY)
Herkunft/Rechte: Historisches Museum der Pfalz, Speyer / Ehrenamtsgruppe HMP Speyer (CC BY)
1 / 3 Vorheriges<- Nächstes->

Brief eines über die Schweiz repatriierten französischen Zivilgefangenen 28. Februar 1915

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Vierseitiger Brief. Stempel: "Geprüft. Lagerkommandant. Zu befördern.", [mit roter Tinte:] "Abbe Lion", handschriftlicher Text.

Der Autor des Briefes, Paul Charroy (48), passierte - vom Durchgangslager Landau aus kommend - mit seiner Frau Gabrielle (40) und seinen Töchtern Marguerite (22), Charlotte (20) und Suzanne (17) am 27. Februar 1915 Genf. Sie werden in der Liste des Schweizer Büros für die Repatriierung von Zivilinternierten aufgeführt (siehe Abbildung 3). Die Familie stammte aus Jœuf im Département Meurthe-et-Moselle, von wo sie wahrscheinlich von der deutschen Armee evakuiert und in das Kriegsgefangenenlager Landau gebracht wurden. Nach ihrer Abschiebung über Schaffhausen wurden sie zunächst nach Genf und von dort aus über die Grenze nach Annemasse in Frankreich gebracht.
Der Adressat, Jules Lion (geb. 11. Februar 1861 in Verdun), war Pfarrer in Ozerailles und wurde am 23. September 1914 in Varnéville gefangengenommen. Bis Ende 1915 war er in Landau interniert. Im Februar 1917 wird er auf der Gefangenenliste des Lagers Heidelberg als aus dem Reserve Lazarett 4 in Rastatt kommend geführt. Er wurde am 22. März 1917 in der Schweiz (Montreux, Glion am Genfer See) interniert und am 4. Mai 1917 repatriiert, da er älter als 55 Jahre alt war.
(Archiv des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes online: http://grandeguerre.icrc.org/).

Transkription:
"Annemasse le 28 Février 1915
Cher Monsieur le curé
Très abattu par ma longue détention inutile à Landau, très déprimé par la mauvaise nourriture que nous y avions, j’aurais voulu vous écrire déja hier en arrivant sur le sol béni de notre chère patrie, mais je n’ai pu le faire je m’en acquitte aujourd’hui quoique la réaction ne soit pas encore terminé.
La Suisse nous a fait une réception admirable surtout Schaffouse déjà là on se sentait revivre, et nous n’avons pas ménagés nos sentiments de vive gratitude à ce noble pays.
Le voyage s’est accompli d’une facon superbe, les pays traversés étant absolument admirables. Sauf une partie de l’Allemagne en quittant Landau sur un parcour d’une centaine de kilomètres, les villages sont mal construits les maisons basses, cela sent la misère.
Ici c’est la vie courante de nos nationaux, rien n’est augmenté, ce sont les prix du temps de paix même inférieurs pour certains produits; aussi voyez-vous toutes ces femmes, hommes et enfants se jeter sur le pain blanc sans mélange
le prix du pain est également celui du cours habituel. la viande y est bonne en un mot c’est la vie, c’est l’existence que l’on va essayer de se refaire.
Aujourd’hui est arrivé du camp de Parchim ou Perchin 300 prisonniers civils de 18 à 115 ans, tous habitants du Nord, c’est ce qui me fait trouver plus que jamais incompréhensible la longue détension de Landau.
Plus que jamais aucune loi humanitaire n’a existée en Allemagne. Ici on retient prisonniers des hommes de 15 à 60 ans sous prétexte que le gouvernement allemand impose ces arrestations arbitraires, là on les lâche après quelques mois, là encore on les lâche après quelques semaines, c’est inoui, c’est infâme. Je suppose plutot que les camps qui les renvoient ne peuvent plus les nourrir aussi je souhaite qu’il en soit ainsi pour Landau le plus vite possible pour vous permettre de recouvrer votre liberté.
Je fais les formalités de suite pour rentrer à N..., Je crois pouvoir y arriver. Sinon je vous écrirai ma nouvelle adresse dès que je serai casé.
Je termine ma lettre en vous adressant à nouveau mes remerciements pour le geste si delicat que vous avez eu et dont je vous garderai la plus profonde reconnaissance.
Veuillez agréer cher Monsieur le curé l’assurance de mes sentiments les plus respectueux
ma femme, mes enfants et moi prions de tout coeur pour votre délivrance
P. Charroy".

Übersetzung
"Annemasse, den 28. Februar 1915
Lieber Herr Pfarrer
Sehr geschwächt von meiner langen nutzlosen Haft in Landau, sehr deprimiert von der schlechten Nahrung, die wir dort hatten, wollte ich Ihnen schon gestern bei der Ankunft auf dem geweihten Boden unseres teuren Vaterlandes schreiben, aber ich konnte es nicht tun ich entrichte mich heute davon, obwohl die Reaktion noch nicht ganz beendet sein wird.
Die Schweiz hat uns einen liebenswerten Empfang bereitet, besonders Schaffhausen, schon dort fühlte man sich wieder aufleben und wir haben unsere Gefühle lebhafter Dankbarkeit gegenüber diesem noblen Land nicht zurückgehalten.
Die Reise hat sich auf wundervolle Weise erfüllt, die durchquerten Länder waren absolut liebenswürdig. Außer ein Teil von Deutschland bei der Abreise aus Landau über eine Strecke von ungefähr 100 Kilometern, die Dörfer sind schlecht gebaut und die Häuser niedrig, da fühlt man das Elend.
Hier ist es das blühende Leben unserer Mitbürger, nichts ist gestiegen, es sind die Preise der Friedenszeit, sogar geringer für einige Produkte, sehen Sie auch die ganzen Frauen, Männer und Kinder, die sich auf das weiße Brot stürzen. Der Brotpreis ist ebenso der des gewöhnlichen Laufs. Das Fleisch ist gut dort, in einem Wort - das ist das Leben. Das ist die Existenz, die man sich wiederherzustellen versucht.
Gestern sind von dem Lager in Parchim oder Parchin 300 zivile Gefangene von 18 bis 115 Jahren angekommen, alle Einwohner des Nordens, das ließ mich die lange Haft in Landau unverständlicher finden als je zuvor. Mehr denn je hat kein Menschenrecht in Deutschland existiert. Hier hält man Männer von 15 bis 60 Jahren als Gefangene zurück unter dem Vorwand, dass die deutsche Regierung diese willkürlichen Verhaftungen vorschreibt, da lässt man sie laufen nach einigen Monaten, dort lässt man sie laufen nach einigen Wochen, das ist unerhört, das ist abstoßend. Ich vermute vielmehr, dass die Lager, die sie entlassen, sie nicht mehr ernähren können, ebenso wünsche ich es auch für Landau so schnell als möglich, damit Sie Ihre Freiheit wiedererlangen.
Ich mache die Formalitäten für die Flucht, um nach N... zurückzugehen, ich glaube, dort ankommen zu können, falls nicht werde ich Ihnen meine neue Adresse schreiben, sobald ich unter Dach und Fach bin.
Ich beende meinen Brief, indem ich Ihnen nochmals für Ihre so feinfühlige Geste danke, die sie taten, und für die ich die tiefste Anerkennung hege.
Sie möchten, lieber Herr Pfarrer, die Versicherung meiner respektvollsten Gefühle annehmen. Meine Frau, meine Kinder und ich beten von ganzem Herzen für Ihre Befreiung.
P. Charroy".

(Cora Tremmel)

Material/Technik

Papier, Tinte / Stempel, Handschrift

Maße

BxH: 13,5 x 21 cm

Karte
Verfasst Verfasst
1915
Annemasse
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1914
1913 1920
Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Objekt aus: Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zählt mit seinen Sammlungen und seinen Dauer- und Sonderausstellungen seit vielen Jahren zu den...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.