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Stiftung Schloß Friedenstein Gotha: Schloßmuseum Ägyptensammlung [Ae 3]
Statue eines hockenden Beamten (Stiftung Schloß Friedenstein Gotha CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Schloß Friedenstein Gotha / Lutz Ebhardt (CC BY-NC-SA)
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Statue eines hockenden Beamten

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Beschreibung

Bei der überaus qualitätvollen Granodiorit-Statue handelt es sich um einen hockenden Beamten, der als Standesmerkmal der hohen ägyptischen Würdenträger einen langen Schurz trägt. Seine auf den Schoß gelegten großen Hände ruhen in typischer Manier parallel auf den Oberschenkeln. Zwei Bauchfalten und die fleischig wirkende Brust geben dem sonst ebenmäßig wirkenden Körper einen scheinbar individuellen Zug, sind jedoch ebenso wie der in der 12. Und 13. Dynastie übliche Schurz und die bis zu den Schultern ragende Perücke Ausdruck eines gehobenen sozialen Status’. In ihrem blockhaft gebundenen, Würde und innere Ruhe ausstrahlenden Aufbau entspricht die Statue dem klassischen Stil des Mittleren Reiches, dessen formale Aussage von der zeitgleichen Königsplastik bestimmt wurde und den man besonders in der Spätzeit wieder zum künstlerischen Vorbild erhob. Mit der 12. Dynastie kam es in Ägypten zu einem erneuten Aufschwung der Beamtenplastik. In die Typologie der Skulptur treten z.B. verschiedene Typen der Beter-Figur als Stand-, Schreit- und Hockfigur (Würfelhocker) neu hinzu. Eine wesentliche Neuerung im Kultgeschehen war, dass die Statuen von Privatpersonen nicht mehr nur in den Serdabs (unzugängliche Kulträume) der Gräber standen, sondern nunmehr auch im vorderen Tempelbereich und den Tempelhöfen und -vorhallen aufgestellt werden konnten. Zuvor war dies ein eindeutiges Privileg der Pharaonen gewesen. Zugrunde lag dieser Neuerung eine veränderte Auffassung vom Verhältnis Mensch-Pharao, die nicht mehr ausschließlich von einer bedingungslosen Ergebenheit der Untergebenen geprägt war. Die Aufstellung einer Statue, die ein Weiterleben des Stifters und seines Namens auch über den Tod hinaus ermöglichte, erfolgte nach priesterlicher bzw. königlicher Genehmigung und galt als besondere Ehrung des Dargestellten, wie erhaltene Stiftungsformeln »gegeben als Gunstbeweis seitens des Königs« auf zahlreichen Figuren festhalten. Durch die Einbindung der Votivstatuen in die Heiligtümer konnte sich der Stifter nach magischer Denkart der Ägypter direkt in das religiöse »Versorgungssystem« der Tempel integrieren. Er war somit nicht nur in der Nähe des verehrten Gottes, sondern beim Vollzug der Opferhandlungen ständig anwesend und hatte unmittelbaren Anteil an den im Tempelbereich gesprochenen Gebeten. Auch nach dem Tode war man so wirkungsvoll gegen eine etwaige materielle Not im Jenseits abgesichert. Diese Permanenz der Kultbeteiligung drückt sich in der Hockposition des Beamten als passive Ruheposition aus. Die Beamtenfiguren des Mittleren Reiches, die in Serien gearbeitet wurden, waren zum großen Teil kleinformatig (20-40 cm). Ursprünglich nannte eine Inschrift den Namen des Stifters, die sich bei der Gothaer Figur auf dem nicht mehr vorhandenen Sockel befand. [Uta Wallenstein]

Material/Technik

Granodiorit

Maße

34 x 19 x 22,5 cm

Literatur

  • Bellstedt, Ronald [u. a.] (2007): Museen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha: Führer. München
  • Stelzer, Gerhard und Stelzer, Ursula (1990): Bildhandbuch der Kunstsammlungen in der DDR. Leipzig
  • Wallenstein, Uta (1996): Ägyptische Sammlung [Schloßmuseum Gotha]. Gotha
  • Wildung, Dietrich [Hrsg.] (2000): Ägypten 2000 v. Chr.: die Geburt des Individuums. München
Stiftung Schloß Friedenstein Gotha: Schloßmuseum

Objekt aus: Stiftung Schloß Friedenstein Gotha: Schloßmuseum

Schloss Friedenstein beherbergt seit 1949 das Gothaer Schlossmuseum. Den Grundstock für die heutigen Sammlungen bilden die reichen Bestände des...

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