museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Historisches Museum der Pfalz - Speyer Urgeschichte (Sammlungsausstellung) Oberrheinsammlung HMP Speyer [HM_1934_0020]
Zeremonialhut (Historisches Museum der Pfalz, Speyer CC BY-NC-ND)
Herkunft/Rechte: Historisches Museum der Pfalz, Speyer / Peter Haag-Kirchner, HMP Speyer (CC BY-NC-ND)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Zeremonialhut

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Goldener Hut von Schifferstadt: Der in einem Stück getriebene, punzverzierte mittelbronzezeitliche Goldblechkegel von Schifferstadt war zusammen mit drei bronzenen Beilen offensichtlich rituell ver- oder begraben worden. Aufgrund der Beile lässt er sich ins 14. Jh. v.Chr. datieren. Es sind nur vier solcher Kegel bekannt, von denen der aus Schifferstadt der älteste ist. Der Goldkegel von Avanton im westfranzösischen Poitou dürfte dagegen aus dem 13./12. Jh. v.Chr. stammen, der von Ezelsdorf in Mittelfranken aus dem 11. Jh. v.Chr. Alle vier besaßen ursprünglich die gleiche Grundform auf breiter abgesetzter, steil gewölbter Basis, wie sie nur beim Ezelsdorfer Kegel unmittelbar erhalten ist. Die flach auskragende Krempe des Schifferstadter »Hutes« stellt eine nachträgliche, wenn auch bronzezeitliche Umformung dar. Sie wurde aus der Basispartie herausgetrieben, die sich ursprünglich um etwa 2,8 cm gleichmäßig nach unten verlängerte und mit einem umbördelten Rand abschloss. Steht auch die kultische Funktion der Goldkegel außer Frage, so kann man doch über den Inhalt des Kultes und seine Rituale nicht viel mehr als Mutmaßungen hegen. Die Kegel scheinen in eine Sonnenverehrung eingebunden zu sein, und Zeremonialbeile waren wichtiges Kultgerät und -attribut, wie die Beile von Schifferstadt und die bildliche Darstellung einer Kegelstele zwischen zwei Kultbeilen auf einer Steinplatte des Häuptlingsgrabes von Kivik in Südschweden, wohl aus dem 13/12. Jh. v.Chr., zeigen. Nach der ansprechenden Hypothese von P. Schauer leiten sich die Goldkegel letztlich aus vorderasiatischem Religions- und Symbolgut her, das vom hethitischen Kleinasien aus über den unteren Donauraum auf Zentral-, Nord- und Westeuropa eingewirkt habe. Dass nach hethitischen Vorstellungen der Kegel nicht nur Symbol oder Attribut der Gottheit war, sondern sie als abstraktes Bild auch unmittelbar darstellte, kam seiner Akzeptanz in den gänzlich oder nahezu bildlosen bronzezeitlichen Kulturen Zentral- und Westeuropas sicherlich entgegen. Die weite Ausstrahlung des Kegelsymbols über Europa wäre auch kein isoliertes Phänomen, sondern in umfassendere und eindeutiger greifbare kulturelle Strömungen aus dem vorderorientalisch-ägäischen Raum nach Zentral- und Westeuropa eingebunden. Insbesondere ist hier auf zentrale Heilsbilder der zentraleuropäischen Mittel- und Spätbronzezeit hinzuweisen, auf den Wasservogel und die Vogel-Sonnen-Barke, deren vorderorientalisch-ägäischer Ursprung offensichtlich ist, und die sich in Zentraleuropa ab dem 14. Jh. v.Chr., also gleichzeitig mit den Goldkegeln, zu etablieren begannen. Man darf so wohl festhalten, dass die Goldkegel Teil einer über weite Strecken Europas und des Vorderen Orients ähnlich verstandenen religiösen Symbolwelt sind. (Lothar Sperber)

Material/Technik

Goldblech

Maße

H 29,6 cm

Literatur

  • Lothar Sperber u.a. (2008): Der Goldene Hut von Schifferstadt. Speyer
  • Sperber, Lothar (1995): Die Vorgeschichte. Speyer
Karte
Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Objekt aus: Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zählt mit seinen Sammlungen und seinen Dauer- und Sonderausstellungen seit vielen Jahren zu den...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.