Die Darstellung ist irritierend und zeugt davon, dass der Künstler etwas auf dem Blatt vereinen wollte, was sich in natura nicht vereinen lässt. So beschreiben Drescher und Kroll für eine ähnliche Darstellung von Johann Samuel Knüpfer, dass der „Blick von der Leipziger Straße über Havel und Tornow auf das Neue Palais“ gehe. Links seien die „friderizianische Büdnerkolonie beim Neuen Palais“ und rechts „zwei Mühlen in der Brandenburger Vorstadt“ zu sehen. In Wirklichkeit liegt das Neue Palais etwa drei Kilometer Luftlinie von der Leipziger Straße entfernt. Es war auch zu Nagels und Knüpfers Zeiten unmöglich, mehr als bestenfalls die Kuppelspitzen des Neuen Palais weit entfernt über den Baumwipfeln zu erkennen. Dies wissen von jeher alle, die Potsdam kennen. Wenn dennoch solche Darstellungen geschaffen wurden, dann nicht, um die Realität zu verfälschen, sondern um ein überzeitliches Bild von Potsdam als der Residenz am Fluss zu kreieren. [Thomas Sander]
bez.: u.m.: Vue de Palais Royal, dit Nouveau Palais / Dediée à Son Altesse Serenissime Madame La Duchesse de Bronsvic née Princesse de Würtenberg-Oels etc., etc. / u.r.: parses tres humbles tres obeissants et tres soumis Serviteur / Jean Morino et Compagl: / Marchands d` Estampes de l`Academie Royale á Berlin.
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