Die römischen Kaiser errichteten nicht nur Tempel zu Ehren der Götter oder prestigeträchtige Denkmäler; weit wichtiger, wenn auch weniger spektakulär, war für das riesige Römische Reich der Ausbau der Infrastruktur, also die Anlage von Straßen, Aquädukten, Kanälen, Brücken oder Häfen. Die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Getreide, die Zuverlässigkeit von Reise- und Handelswegen und nicht zuletzt die schnelle Verlegung von Truppen und deren effektive Verpflegung waren für den Bestand des Staates und den Erfolg des Herrschers entscheidend. Aus diesem Grund ließ Trajan auf dieser schönen Bronzemünze einen Brückenbau abbilden, der ihm offenbar der Bekanntmachung wert schien. Die berühmteste Brücke, die in seiner Regierungszeit errichtet wurde, ist sicher der während des Dakerfeldzuges erbaute Übergang über die Donau, der auch auf dem Relief der Trajanssäule dargestellt ist. Dort ist ein massiver Bau mit zahlreichen Pfeilern zu erkennen, wie er zur Überquerung des breiten Flusses auch nötig war. Diese Darstellung auf der Säule widerspricht aber dem Münzbild: Man sieht hier eine einbogige Brücke, die an beiden Enden mit von Statuen bekrönten Türmen versehen ist. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass diese Bronzemünze eine der Tiberbrücken in Rom wiedergibt, wie zum Beispiel den Pons Suplicius oder den Pons Cestius.
[Sonja Hommen]
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